Im Dezember 2019 stellte der Journalist Helmut Lorscheid der Deutschen Bahn AG folgende Anfrage:

Sehr geehrte Damen und Herren,

auf welchen Bahnhöfen wurden in den vergangenen 2 Jahren, also seit 2017 im Rahmen der Instandsetzungsmaßnahmen Photovoltaik-Anlagen installiert?

Ich beziehe mich - um die Beantwortung zu vereinfachen auf die Bahnhöfe in NRW. Werden beispielsweise in Wuppertal und Bonn Photovoltaik-Anlagen installiert? Wenn nein - warum nicht?

Ich danke Ihnen für Ihre Auskunft.

Mit freundlichen Grüßen

Helmut Lorscheid
Journalist

Gut einen Monat später erreichte ihn die Antwort eines Bahnsprechers:

Sehr geehrter Herr Lorscheid,

vielen Dank für Ihre Anfrage an die Deutsche Bahn und entschuldigen Sie bitte die späte Rückmeldung.

Derzeit gibt es eigenbetriebene Photovoltaikanlagen auf den Bahnhofsdächern der Bahnhöfe Berlin Hbf, Wittenberg-Lutherstadt und Horrem (NRW). Darüber hinaus ist das Fernverkehrswerk in Köln mit einer rund 2.100 Quadratmeter großen Photovoltaikanlage ausgerüstet. Diese erzeugt ca. 300 Megawattstunden (MWh), die u.a. den Strombedarf der dort installierten Wärmepumpen deckt. Auch das Unterwerk der DB Energie in Karlsruhe erhält eine Photovoltaikanlage zur teilweisen Deckung des Eigenbedarfs.

Eine nachträgliche Installation an bestehenden Bahnhofsdächern ist eine enorme Herausforderung und bei laufendem Betrieb nur schwer möglich. Die Gründe dafür sind vielfältig:

  • Die Dachflächen müssten, für eine optimale Nutzung, häufig gereinigt werden. Die Dächer sind während des laufenden Eisenbahnbetriebs nicht zugänglich.
  • Für den Einbau der Photovoltaikanlagen sowie für deren Reinigung wären Sperrpausen nötig – also Zeiten, in denen keine Züge fahren. Dies wäre wiederum mit Einschränkungen für die Reisenden verbunden.
  • Darüber hinaus gibt es auch – wie im Fall Bonn – denkmalschutzrechtliche Gründe, die den Einbau von Photovoltaikanlagen bremsen.

Die Deutsche Bahn will die Stromerzeugung aus Photovoltaikanlagen auf eigenen Flächen dennoch weiter ausbauen: Wenn Denkmalschutz und Statik es zulassen, kann so beispielsweise auf Hallen- und Bahnhofsdächer Strom erzeugt werden, der einen Teil des Eigenverbrauchs deckt. Darüber hinaus wurden in der Vergangenheit verschiedene Flächen auf DB-Liegenschaften an Dritte für die Nutzung von Photovoltaikanlagen verpachtet. Das ist ein weiterer Baustein in der Klimastrategie der DB.

Mit freundlichen Grüßen

Ein Bahnsprecher

Die Antwort des Bahnsprechers warf weitere Fragen auf, so dass Helmut Lorscheid um Klärung bat.

Sehr geehrte Damen und Herren,

vielen Dank für Ihre Antwort - aus der sich allerdings einige Nachfragen ergeben.

Außer bei Neubauten werden fast immer und überall Photovoltaikanlagen auf bestehenden Dächern montiert. Warum stellt das bei Ihnen ein Problem dar? Praktisch alle PV-Anlagen werden auf bestehenden Gebäuden errichtet. Eine PV-Installation ist nach über 1,6 Millionen PV-Anlagen in Deutschland Routine. Wie unterscheiden sich denn Bahnhofsdächer von allen anderen Dächern?

Wieso rüsten Sie denn nicht wenigstens dort, wo die Dächer neu errichtet werden, also keine "nachträgliche" Installation stattfinden müsste, die Dächer mit Photovoltaik aus? Hierzu gehören auch die neuen Dächer am Hbf Bonn über Gleis 1, 2 und 3. Wie ich hörte, soll sich der Denkmalschutz lediglich auf das historische Hauptgebäude beziehen - aber das frage ich noch genauer nach. Ich hatte heute die Obere Denkmalbehörde in Köln gefragt, zuständig ist aber wohl die Untere Denkmalbehörde in Bonn. Haben Sie überhaupt den Versuch unternommen, die Dächer über den Gleisen mit Photovoltaik zu bestücken?

Ihr Argument die Bestückung mit Photovoltaikanlagen sei "..... bei laufendem Betrieb nur schwer möglich." finde ich angesichts der langen Sperrung einzelner Gleise und der extrem langen Bauzeit erstaunlich. In Bonn wird und wurde zum Teil ein komplett neues Dach über mehreren Gleisen errichtet. Wäre dort nicht eine zeitgleiche Installation einer PV-Anlage mühelos möglich? Und bereits möglich gewesen?

Sie schreiben weiter, die Dachflächen müssten, für eine optimale Nutzung, häufig gereinigt werden." Wie und wodurch unterscheiden sich PV-Anlagen auf Bahnhöfen in punkto Reinigung von PV-Anlagen auf anderen Gebäuden? Ist es nicht so, dass außer bei Viehställen bei hinreichender Neigung ab 12° - 15° i.d.R. die Reinigungskraft des Regens ausreichend ist?

An anderer Stelle Ihrer Antwort heiße es: "Wenn Denkmalschutz und Statik es zulassen, kann so beispielsweise auf Hallen- und Bahnhofsdächer Strom erzeugt werden." Meine Nachfrage, wenn das so ist, warum hat die Bahn nicht schon längst genau das in die Tat umgesetzt?

Ich danke Ihnen für Ihre Antwort.

Mit freundlichen Grüßen

Helmut Lorscheid
Journalist

Auf eine Antwort warten wir gespannt.