Im Jahr 2009 sind 3806 MWp Solaranlagen in Deutschland neu installiert worden, erheblich mehr als in all den Jahren davor (siehe die Graphik ganz unten). In etwa wurden doppelt so viele Solarmodule wie im Vorjahr zu Solaranlagen verbaut. Insofern wäre lauter Jubel angebracht. Wir vom SFV würden gerne in diesen Jubel mit einstimmen, wenn wir nicht schon jetzt vorhersehen könnten, was mit den Siegern geschehen wird: Sie werden durch Schwarz/Gelb zu einer Vollbremsung gezwungen und dann systematisch finanziell ausgehungert.

Die auf der Internetseite der Bundesnetzagentur veröffentlichten PV-Datenmeldungen [1] - durch den SFV in eine Graphik umgesetzt - zeigen schon jetzt eine beunruhigende zeitliche Verteilung.

Zubau Januar 2009 bis März 2010

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1.
Zunächst einmal erkennt man, dass die jährliche Absenkung der Einspeisevergütung zu der üblichen jährlichen Torschlusspanik geführt hat, die die Installateure im Dezember - teilweise sogar bei Eis und Schnee - auf die Dächer treibt. Aus den Rohdaten der Bundesnetzagentur ergibt sich (in der Graphik ist das nicht zu erkennen), dass 22% der Dezemberanmeldungen sogar in der Zeit vom 24.12. bis 31.12.2009 erfolgten.

2.
Bedrückend ist das deutliche Zurückbleiben der "kleinen Anlagen" bis 5 kWp. Bis 5 kWp ist die passende Anlagengröße für Reihenhausbesitzer. Zu Beginn des PV-Booms im Jahr 2000 lag der Anteil dieser Kleinanlagen noch bei über 53 Prozent der jährlich installierten Leistung http://www.sfv.de/fotos/l/anlagengroeegif.gif Im Jahr 2009 lag er bei 4 Prozent und in den ersten Monaten des Jahres 2010 sogar nur noch bei 2 Prozent.
Ein stetiger Rückgang von ehemals 53 Prozent auf 4 Prozent oder gar 2 Prozent bei den Kleinanlagen zeigt, dass für diese die Einspeisevergütung schon seit Jahren nicht mehr für einen wirtschaftlichen Betrieb ausreicht.

3.
Der Anlass für die alarmierende Überschrift dieses Beitrages - "Absturz der Photovoltaik"- ist Folgender:
Es gibt keinen technischen Grund dafür, dass im Dezember so überragend viel mehr Solaranlagen ans Netz gehen, als in allen anderen Monaten des Jahres. Eigentlich müsste es sogar umgekehrt sein, weil Solaranlagen zu Jahresbeginn eine längere Vergütungsdauer (fast 21 Jahre) vor sich haben, als Solaranlagen, die zum Jahresende ans Netz gehen (nur noch 20 Jahre plus wenige Tage).
Auch die Absenkung der Einspeisevergütung zum Jahreswechsel dürfte kein Grund sein, weil sie ursprünglich nur dafür gedacht war, die sinkenden Kosten der Solarstromanlagen auszugleichen (nicht aber, den Ausbau der Photovoltaik zu bremsen).
Das auffallende Ungleichgewicht zwischen den monatlichen Neuinstallationen ist somit ein Beleg dafür, dass es den Solarinstallateuren nicht gelungen ist, die Senkung der Einspeisevergütung zum 1. Januar durch eine entsprechende Senkung ihrer Verkaufspreise auszugleichen. Am mangelnden guten Willen liegt es sicher nicht. Wir können davon ausgehen, dass den Installateuren sehr daran gelegen ist, ihre Kapazitäten möglichst gleichmäßig auszunutzen. Es macht keine Freude, mit klammen Fingern im Dezember Solaranlagen auf dem Dach zu installieren.
Wenn den Installateuren der Ausgleich durch Preissenkungen gelungen wäre, so hätte der Anreiz für Anlagenbetreiber, eine PV-Anlage zu kaufen, zu Jahresbeginn gleich groß sein müssen, wie zum Jahresende des Vorjahres. Und da der eigentliche Bau einer PV-Anlage (ohne die planerischen Vorbereitungen, die auch im Winter erfolgen können) bis zum Anschluss der fertigen Anlage an das Stromnetz eine Angelegenheit von wenigen Wochen ist, hätten bei gleichem Kaufanreiz die Datenmeldungen bereits im März wieder die Größe der Dezemberanmeldungen erreichen oder übersteigen müssen.
Zwar ist die Zahl der Neuanmeldungen in den ersten drei Monaten des Jahres 2010 deutlich höher als die in den Vergleichsmonaten des Vorjahres 2009 - dafür gibt es jedoch möglicherweise einen anderen Grund: Bis in die dritte Märzwoche rechnete die Solarszene noch mit einer erneuten Absenkung der Einspeisevergütung zum 1.April (diese wurde dann durch die Bundesregierung "gnädig" auf den 1. Juli verschoben). Die Drohung einer direkt bevorstehenden erneuten Vergütungsabsenkung war also ähnlich wie die, die zu der Anmeldespitze im Dezember geführt hatte. Fakt ist jedenfalls, dass die März-Neuanmeldungen noch nicht einmal ein Viertel der vorangegangenen Dezemberanmeldungen erreichten. Die Absenkung der Vergütung zum 1.1.2010 war also eindeutig höher gewesen als das Maß, das die Installateure preislich ausgleichen konnten.

4.
Im Juli erfolgt nun bereits ein halbes Jahr später die Absenkung um brutale 16 Prozent (oder falls man dem Vorschlag des Vermittlungsausschusses folgt, um 13 Prozent für Ende Juni und 3 Prozent für Ende August, was im Endeffekt aber kaum noch unterscheidbar auf das Gleiche hinausläuft).
Was jetzt im Juli bereits geschieht (uns durch die Bundesnetzagentur aber erst mit einer Verzögerung von einem Vierteljahr amtlich bekanntgegeben werden wird), lässt sich dann wahrscheinlich nicht mehr als "Vollbremsung" bezeichnen, sondern vermutlich eher als Aufprall auf ein massives Hindernis oder eben als "Absturz", wie die Überschrift dieses Beitrages sagt.

5.
Und dann folgt noch zu allem Überfluss die Degression zum Jahresende mit weiteren 6 Prozent, eventuell sogar mit 7, 8, 9, 10 oder 11 oder 12 oder gar 13 Prozent. Je höher der Zubau, desto höher soll die Degression im Folgejahr sein.

Jährlicher Zubau und Wachstumsbremse ab 2010

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Schwarz/Gelb zwingt dann die noch verbleibenden deutschen Solar-Installateure im Ganzjahresrhytmus zu selbstmörderischen weiteren Verminderungen ihrer Verkaufspreise und "bestraft" sie im Folgejahr um so härter, je erfolgreicher sie diese finanzielle Drosselung doch noch irgendwie überstehen.
 
Mit Politikern, die der Einführung solcher mörderischen Bestimmungen in das Erneuerbare-Energien-Gesetz zustimmt haben, lässt sich keine Energiewende erreichen. Ihre scheinbar von hohem Verantwortungsbewusstsein getragenen Sonntagsreden zum Klimaschutz mögen ihnen im Halse stecken bleiben.

[1] Seit 1.1.2009 erhalten nur noch Solarstromanlagen, die der Bundesnetzagentur gemeldet worden sind, die Einspeisevergütung nach EEG. Die Datenmeldungen an die Bundesnetzagentur sind deshalb die zuverlässigste Quelle, aus der sich Fortgang oder Verzögerungen im Ausbau der PV in Deutschland belegen lassen. Datenmeldungen an die Bundesnetzagentur
Datenmeldungen an die Bundesnetzagentur