diesen Brief schreiben Ihnen Menschen, die sich Sorgen um die zukünftigen Lebensgrundlagen machen. Der regelmäßige Wechsel der Jahreszeiten, der Wechsel von Sonne und Regen, Wärme und Frost, die Gesundheit von Böden und Grundwasser, die unbegreifliche Schönheit der Natur - all dies soll auch für unsere Nachkommen erhalten bleiben. Gläubige Menschen sagen, die Schöpfung müsse "bewahrt" werden.
Wir empfinden uns als Konservative, denn "Konservativ" hat etwas mit "Bewahren" zu tun.
Unsere Umwelt, die Schöpfung oder die Mitwelt, wie man sie auch immer bezeichnen mag, ist jedoch durch den Klimawandel und die fortwährende Anhäufung radioaktiver Abfälle aufs Höchste gefährdet. Die Gefahr konnte deshalb so groß werden, weil der Einzelne die Anzeichen kaum deuten kann und sie ihm im Vergleich zu seinen täglichen Problemen nur unbedeutend vorkommen. Wir in Mitteleuropa z.B. konnten uns bisher noch leicht an die Klimaveränderungen anpassen und noch hat es hier keine massive Freisetzung von Radioaktivität gegeben. Doch obwohl die Gefährdung so schleichend kommt - und gerade weil sie so schleichend kommt - ist sie bedrohlich. Bedrohlich ist sie insbesondere durch ihre Unumkehrbarkeit:
Die schlimmste Finanzkrise, ja sogar ein Krieg haben irgendwann ein Ende und ein Neubeginn danach ist vorstellbar, aber der beginnende Klimawandel und die Menge der unabsichtlich erzeugten todbringenden radioaktiven Abfälle lassen sich in geschichtlich absehbaren Zeiten nicht mehr rückgängig machen. Allenfalls können wir ihre weitere Zunahme bremsen, aber auch das nur, wenn wir entschieden gegensteuern, solange wir noch die Möglichkeit dazu haben.
Wir! Damit sind wir alle gemeint.
Nach wie vor vertrauen viele Menschen darauf, dass die Parteien mit dem "C" für "Christlich" im Parteinamen besonderen Augenmerk auf die Bewahrung der Schöpfung legen und deshalb die richtigen Entscheidungen treffen werden. Doch das trifft nicht mehr zu. Die letzten Entscheidungen der CDU/CSU/FDP-Koalition gehen leider in eine ganz andere, falsche Richtung:
Die Verlängerung der Laufzeiten selbst für überalterte Kernkraftwerke*) lässt die radioaktiven Abfälle weiter anwachsen, für die es immer noch kein sicheres Endlager gibt und sie führt zum erbitterten wirtschaftlichen Konkurrenzkampf gegen die aufwachsenden Erneuerbaren Energien.
Die Windenergie, die in Westholstein und Sachsen-Anhalt den Beweis erbracht hat, dass sie einen großen Teil unserer Energieversorgung übernehmen könnte, wird schon seit Jahren durch die unionsgeführten Landesregierungen in NRW, Baden-Württemberg und Bayern ausgebremst.
Das rasche Aufwachsen der Solarenergie wurde durch die CDU/CSU/FDP-Koalition im Bundestag abrupt gestoppt, indem die notwendige Kapitalzufuhr drastisch gekürzt wurde.
Damit ein neues Kohlekraftwerk gebaut werden kann, hat die CDU/FDP-geführte NRW-Landesregierung den Klimaschutz aus dem Landesentwicklungsgesetz gestrichen, in dem er bereits verankert war.
Dies sind rechtlich, politisch und wirtschaftlich falsche Entwicklungen in der Politik. Sie führen zu einer inhaltlich falschen Verfestigung veralteter wirtschaftlicher Machtstrukturen. Die "Strukturkonservativen" aus den unterschiedlichsten politischen Lagern haben in der Energiepolitik den "Wertkonservativen" in hohem Maß den Einfluss auf die politische Gestaltung genommen. Die Unterstützer der Nuklear-, Kohle-, Erdöl- und Erdgaswirtschaft haben sich durchgesetzt und verfolgen unbeirrt ihr Ziel, im eigenen Land die Erneuerbaren Energien Sonnenenergie und Windenergie nicht aufkommen zu lassen.
Die Energiepolitik der CDU/CSU/FDP-geführten Bundesregierung und der unionsgeführten Landesregierungen bringt uns Mitbürger alle in die Zwangslage, dass wir häufig mangels vorhandener Alternativen weiterhin Strom aus Kernkraftwerken nutzen, Braunkohle abbauen lassen und weiter unsere Autos mit Erdöl fahren müssen. Wir werden oft gegen unseren Willen zu Klimasündern, wir werden zu Mitläufern bei der Zerstörung der weltweiten Lebensbedingungen gemacht, und damit werden wir alle mitschuldig am absehbaren millionenfachen furchtbaren Sterben in den vom Klimawandel am stärksten betroffenen Regionen der Welt.
Und dies geschieht - das sei hier noch einmal betont - entgegen dem auch in Umfragen bestätigten Mehrheitswillen unseres Volkes, sogar entgegen der Mehrheit seiner CDU/CSU-Wähler. Genügend Umfragen zeigen: Weder für den Weiterbetrieb der Kernkraftwerke gibt es eine Mehrheit noch für die massive Drosselung der Solarstromvergütung. Doch trotzdem haben unter der strengen Fraktionsdisziplin alle Angehörigen der schwarz-gelben Koalition ihre Stimme gegen die Solarenergie abgegeben. Und sie werden vorhersehbar genauso auch für die Verlängerung der Kernkraftwerks-Laufzeiten stimmen.
In dieser Situation bis zur nächsten Wahl zu warten, um vielleicht einer anderen Partei die Stimme zu geben, ist keine nachhaltige Lösung und akzeptable Perspektive, denn die Energie- und Klimaschutzfrage kann nicht stabil gelöst werden, solange eine der großen Volksparteien die Fortführung von Kohle, Erdöl, Erdgas und Kernkraft anstrebt und die Markteinführung der Erneuerbaren Energien und die Energieeinsparung bremst.
Wir vom Solarenergie-Förderverein Deutschland wenden uns deshalb an Sie, damit Sie aktiv werden und innerhalb Ihrer Partei diejenigen ermutigen, die eine ernsthafte Energiesparpolitik und den Aufbau der heimischen Solarenergie und der Windenergie in einer modernen Energiewirtschaft vertreten. Bitte setzen Sie sich für diesen wichtigen Teil bei der Bewahrung der Schöpfung ein. Es gibt viele Möglichkeiten. So könnten Sie Kontakt zu Ihrem CDU- oder CSU-Abgeordneten aufnehmen und ihm Ihre Enttäuschung zur Verlängerung der Kernkraftlaufzeiten oder zur Verminderung der Solarstromvergütung ausdrücken. Lassen Sie sich nicht mit vorformulierten Standardantworten abspeisen. Gerne geben wir Ihnen dabei Unterstützung mit Sachinformationen und wissenschaftlich abgesicherten Erkenntnissen. Bitte scheuen Sie sich nicht, uns diesbezüglich zu kontaktieren.
*) Derzeit wird über eine Verlängerung um 15 Jahre nachgedacht:
http://www.handelsblatt.com/politik/deutschland/laufzeitenfrage-koalition-gibt-atomkraft-neue-chance;2585558;2