Dass die Erdölvorräte zur Neige gehen und die Nachfrage bald nicht mehr gedeckt werden kann, wird auch von der Energiewirtschaft nicht mehr bestritten. Häufi g verweist dann die Energiewirtschaft auf die großen Vorräte an Kohle. Nach der „World Coal Association“, einem weltweiten Kohleindustrieverband, reichen die Kohlevorräte noch mindestens 119 Jahre.

Richard Heinberg, ein US-Wissenschaftler vom Post-Carbon-Institut (1) warnt jedoch, die Kohlereserven würden vermutlich sehr viel früher zur Neige gehen, schon in wenigen Jahren sei das Fördermaximum (Peak Coal) erreicht. Droht in naher Zukunft nach der Diskussion um den Peak Oil, gemeint ist der Zeitpunkt, an dem die maximale Förderrate der weltweiten Erdölproduktion erreicht ist, nun auch ein Peak Coal?

Als einen wichtigen Grund nennt er die Nachfrage nach Kohle weltweit, besonders von China. China z.B. decke einen hohen Anteil seines Energiebedarfs über die Kohle. Bliebe der Verbrauch wie 2010 bei 3 Milliarden Tonnen Kohle jährlich, würden deren Vorräte nach Angaben des World Coal Institute noch 37 Jahre reichen. Tatsächlich wächst aber Chinas Wirtschaft. Bei Wachstumsraten um die 10 Prozent würden die Vorräte dann nur noch 16 Jahre reichen. Richard Heinberg berichtet von Studien, nach denen ein Peak Coal für China bereits in 2015 sein könnte, chinesische Wissenschaftler sähen ihn zwischen 2025 und 2032.

Neben der zunehmenden Nachfrage spielen nach Heinberg natürlich auch die vorhandenen Kohlereserven ein Rolle, wie lange die Vorräte noch reichen könnten. Nur sei die Datenbasis zur Ermittlung der Kohlevorräte sehr ungenau. Die Energy Watch Group (2) bestätigt diese Problematik. Sie verwies bereits 2007 in ihrem „Kohlereport“ darauf, dass vermutlich wesentlich weniger Kohle zur Verfügung steht, als in vielen Statistiken angegeben wird. Die Prognosen seien zum Teil veraltet und in den letzten Jahren fast immer nach unten korrigiert worden oder zum Teil seit etlichen Jahren nicht neu bewertet worden. So sind zum Beispiel 2004 in Deutschland die Daten der Steinkohlereserven um 99% nach unten korrigiert worden.

Auch seien nicht die tatsächlichen vorhandenen Vorkommen an Kohle für eine Bewertung heranzuziehen, sondern nur derjenige Anteil, der auch technisch und wirtschaftlich lohnenswert abgebaut werden könne. Zudem ließe die Qualität der zu fördernden Kohle nach. Durch den technischen Fortschritt könnten sich natürlich Korrekturen im Datenmaterial ergeben. Im „Kohlereport“ kommt die Energy Watch Group zu dem Ergebnis, dass die weltweite Kohleförderung nur noch um etwa 30 Prozent gesteigert werden könnte, ein Maximum sei um 2025 zu erwarten.

Bedeutung für den Weltenergiemarkt

Diese prognostizierte Entwicklung zum „Kohlemarkt“ wird mit Sicherheit zu mehr Nachfrage und Exporten von Kohle führen. Nur, wie lange kann die Nachfrage noch problemlos gedeckt werden? Stimmen die Prognosen, dann wird Kohle in naher Zukunft knapp und der Kohlepreis würde weiter steigen. Dieses absehbare Ressourcenproblem ist neben den besonders bedeutenden klimaschädigenden Aspekten ein weiteres Argument, möglichst schnell auf Erneuerbare Energien umzusteigen. Es sollte ein deutliches Signal an die politischen Entscheidungsträger und an potentielle Investoren in Kohlekraftwerke sein. Ist doch unter den genannten Randbedingungen unsicher, ob die Investitionen rentabel sein können, Investitionen in Erneuerbare Energien, wie Sonne und Wind werden es angesichts der oben geschilderten Situation aber sein.

(1) Das Post Carbon Institute wurde 2003 in Kalifornien gegründet. Angesichts des Klimawandels, des Endes von billigen fossilen Brennstoffen und der derzeitigen wachstumabhängige Weltwirtschaft ist das Ziel des Instituts der Übergang zu einer mehr „belastbaren, gerechten und nachhaltigen“ Welt.
(2) Die Energy Watch Group ist eine 2006 in Berlin von Parlamentariern unter dem Abgeordneten Hans-Josef Fell gegründete Gruppe mit dem Ziel einer unabhängigen und überparteilichen Informationsquelle für politische Entscheidungen. Unabhängige Wissenschaftler sollen die Verfügbarkeit der weltweiten Energieressourcen möglichst realitätsnah untersuchen und die Ausbaumöglichkeiten erneuerbarer Energiequellen weltweit ausloten. Sie wird getragen von der Ludwig-Bölkow-Stiftung.


Quellen:
• World Coal Association, Zugriff auf die Internetseite 20. März 2011 http://www. worldcoal.org/
• EWG-Report COAL: RESOURCES AND FUTURE PRODUCTION, http://www.energywatchgroup.org/fileadmin/global/pdf/ EWG_Report_Coal_10-07-2007ms.pdf
• China's Coal Bubble...and how it will defl ate U.S. efforts to develop "clean coal", http://www.postcarbon.org/article/96251-china-s-coalbubble-and-how-it-will