Obwohl in der deutschen Bevölkerung das Bewusstsein für die Notwendigkeit der Energiewende weit entwickelt ist, steigen die CO2-Emissionen aus Deutschland wieder an. Die vielen engagierten Nicht-Regierungs-Organisationen haben es nicht geschafft, ihre zahlenmäßige Übermacht in die Waagschale zu werfen, um endlich "DIE Energiewende" durchzuziehen.

Wir sollten uns besser "vernetzen", um mit EINER Stimme zu sprechen, heißt es nun. Hierzu gibt es verschiedene Möglichkeiten.

  • Zusammenschluss zu einer größeren Organisation durch Beitritt oder Zusammenschluss von NGOs
  • Intensivierung des Meinungsaustausches - gegenseitige Abstimmung bei Grundsatzfragen
  • Öffentliche warnende Kritik an Organisationen, die den Fortgang der Energiewende behindern

Für den SFV kommen im Wesentlichen die zweite und dritte Möglichkeit in Frage. Dazu einige Gedanken ohne Anspruch auf Vollständigkeit.

Unser Ziel

Wie immer gehen wir von unserem Ziel aus. Unser Ziel ist nach wie vor die schnellstmögliche Dekarbonisierung der Energieversorgung in Deutschland bei gleichzeitigem vollständigem Ausstieg aus der Atomenergie und ohne Gefährdung der Versorgungssicherheit. Diesem Ziel stehen eine große Zahl von Hindernissen entgegen, die es zu überwinden gilt.

Zu einem der großen Hindernisse, nämlich die Nichtberücksichtigung der externen Kosten und Netz-Kosten haben wir bereits am 22.08.2016 mit über 30 NGOs hier anklicken grundsätzliche Einigung erzielt. Die Einigung läuft im Wesentlichen auf der Erhebung einer nationalen CO2-Steuer und auf entfernungsabhängige Netzgebühren hinaus.

Zur Frage der Wahlprüfsteine für die kommende Bundestagswahl stehen derzeit Vertreter des SFV in intensivem Gedankenaustausch mit Vertretern anderer Organisationen.

Hier und jetzt in diesem vorliegenden Beitrag soll es um kein wirtschaftspolitisches, sondern um ein naturwissenschaftlich-technisches Problem gehen. Solche Probleme haben die unangenehme Eigenschaft, dass sie sich nicht wegdiskutieren lassen. Um sie zu erkennen, müssen wir aber zunächst eine Vorstellung davon haben, wie unser Ziel möglichst schnell erreicht werden soll:
 

Technische Voraussetzungen für eine schnelle Energiewende nach Überzeugung des SFV:
Es müssen laufend - so schnell wie möglich - Atom- und Fossilkraftwerke stillgelegt werden, aber wegen der Versorgungssicherheit immer erst dann, sobald genügend neue Solar- und Windkraftwerke und die dazugehörige Menge an weiteren Speichern zur Verfügung stehen.

Die notwendige Menge an Solar- und Windkraftwerken ist erheblich größer, als häufig angenommen wird, weil der Überschussstrom sonniger und windiger Tage für Stunden, Tage und Wochen mit ungenügend Wind und Sonne gespeichert werden muss und weil insbesondere bei der Langzeitspeicherung die Speicherverluste berücksichtigt werden müssen. Die installierte Solar- oder Windleistung muss deshalb bei den Bedarfsplanungen mit ihrem Jahresnutzungsgrad*) und der zu speichernde Anteil muss dann noch mit dem schwachen Wirkungsgrad der Stromspeicher**) multipliziert werden.

Wegen der drohenden Klimakatastrophe muss der landesweite Bau von Solarstrom- und Windstrom-Anlagen erheblich beschleunigt werden.

Der Aufbau von Kurz- und Langzeitspeichern muss an das zu steigernde Aufbautempo von Solar- und Windstromanlagen angepasst werden. Die Kapazität der Speicher muss im notwendigen Verhältnis zur Leistung der Solar- und Windanlagen stehen. Dieses Verhältnis ergibt sich im Wesentlichen aus dem Jahresnutzungsgrad der verwendeten Technik. Je geringer der Jahresnutzungsgrad ist, desto mehr Speicherkapazität ist erforderlich.

Zur Zeit besteht der Engpass der Energiewende eindeutig in einem himmelschreienden Mangel an Speicher-Kapazität.

*) Jahresnutzungsgrad = Volllaststunden / Jahresstunden
     - Solarenergie: Größenordnung 10 Prozent
    - Wind an Land: Größenordnung 20 Prozent
    - Wind auf See: Größenordnung 50 Prozent
**) Speicherwirkungsgrade 25% bis 85%

Die weitaus dringlichste und wichtigste technische Maßnahme ist somit nach Überzeugung des SFV der Ausbau der Stromspeicher

Wie sehen andere NGOs den Stromspeicherausbau?

Aktive Zustimmung zum raschen Stromspeicherausbau

  • EUROSOLAR

Stromspeicherausbau als eine Maßnahme ohne Eilbedürftigkeit

  • Die Klima-Allianz

Stromspeicherausbau in die Zukunft verlagern - Öffentliche Kritik

Der ehemalige Direktor der AGORA Energiewende, Rainer Baake, ist seit Januar 2014 als grüner Staatssekretär im Wirtschaftsministerium für Energiepolitik zuständig und wird vom jetzigen Agora-Direktor Patrik Graichen weiter unterstützt. Statt massenhafter Einführung von Energiespeichern propagieren Beide den Ausbau der Nord-Süd-Fern-Übertragungsleitungen.

Der AGORA Energiewende ist es gelungen, gerade unter grünen Politikern viele Anhänger zu gewinnen.

In diesem Zusammenhang ein Interview, das der Umweltjournalist Joachim Wille mit Frau Professor Claudia Kemfert zu ihrem jüngsten Buch "Das fossile Imperium schlägt zurück" Murmann Verlag, Hamburg (14,90 Euro) geführt hat. Frankfurter Rundschau Nr. 100 vom 29./30. April. Joachim Wille fragte unter anderem:
"Umwelt- und Energieminister von den Grünen wie Robert Habeck in Schleswig-Holstein und Franz Untersteller in Baden-Württemberg sprechen sich für die neuen Stromtrassen aus. Sie (Frau Kemfert) meinen tatsächlich, die haben keine Ahnung?" Claudia Kemfert antwortete: "Beide glauben den Mythos, dass erst Stromleitungen gebaut werden müssen, um erneuerbare Energien ins Netz zu integrieren. Beide übersehen, dass ein Netzausbau in erster Linie dem Transport von Kohlestrom dient. Zwei von drei Stromtrassen werden dafür gebaut. Je mehr Stromtrassen, desto mehr Kohlestrom, das zeigen nicht nur unsere Modellrechnungen. Statt für Stromleitungen zu kämpfen, sollten beide für einen konsequenten Kohleausstieg kämpfen. (...)"

Und wie steht die Klima-Allianz zur Notwendigkeit des Speicherausbaus?
Im September 2016 veröffentlichte die Klima-Allianz 11 Kernforderungen der Klima-Allianz Doch in dieser Veröffentlichung wurde ausgerechnet der Speicherausbau, die vordringlichste Maßnahme, weggelassen. Nach 17 Jahren bundesweiter intensivster Diskussion der notwendigen Maßnahmen für eine schnelle Energiewende stellt sich die Frage, handelt es sich bei dieser Auslassung um Flüchtigkeit oder mangelnde Sachkenntnis oder steckt böse Absicht dahinter. Wir haben die Klima-Allianz am 22.04.2017 auf ihre folgenschwere Auslassung aufmerksam gemacht.

Nun zu den gesetzlichen Voraussetzungen

Damit die vorstehend genannten technischen Voraussetzungen für eine schnelle Energiewende erfüllt werden, müssen die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen, d.h. die Gesetze, die entsprechenden Maßnahmen vorschreiben. Das ist bisher keineswegs der Fall.

Die Gesetze werden allerdings nicht von den NGOs geschrieben, sondern in den Ministerien.

Ob die Gesetze dann in Kraft treten, wird vornehmlich im Bundestag entschieden.

Im Bundestag wird nicht von den NGOs abgestimmt, weder von der Klima-Allianz oder dem BBEn oder von irgend einer Super NGO, sondern von den Parteien und dazu meist unter Fraktionszwang.

Die Bedeutung der Parteien für die Energiewende

Die letztgenannten Überlegungen lassen den Schluss zu, dass wir unsere Überzeugungsarbeit insbesondere den Parteien zuwenden sollten. Welche Möglichkeiten bieten sich hier? Dazu einige Stichworte!

  • Kontaktaufnahmen mit den energiepolitischen Sprechern
  • Eintritt in eine geeignete kleine Partei und Mitarbeit bei der Programmfindung. In einer kleinen Partei ist die Chance höher, dass man Gehör findet.
  • Bewertung der Parteien durch intelligente Wahlprüfsteine

Apropos Wahlprüfsteine: Haben Sie mal den Wahl-O-Mat ausprobiert?

  • Im ersten Schritt werden Sie befragt, welche politische Entscheidung Sie sich in den verschiedenen Politikfeldern wünschen.
  • Im zweiten Schritt können Sie angeben, welche der verschiedenen Fragen Ihnen besonders wichtig sind.
  • Im dritten Schritt können Sie unter den vielen Parteien, die sich zur Wahl stellen bis zu acht Parteien anklicken, die möglicherweise für Sie interessant sein könnten. Für Wähler, die sich für den Klimaschutz einsetzen, werden vermutlich die Grünen, die Linken, die ÖDP (Ökologisch Demokratische Partei), die Piraten und die Freien Wähler in Frage kommen. Aber auch jede andere Partei kann angegeben werden.
  • Im Endergebnis wird Ihnen zu jeder der interessierenden Parteien in einem Balkendiagramm angegeben, wie groß Ihre Übereinstimmung mit dem Programm dieser Parteien ist.