Vor dem Hintergrund der steigenden Abhängigkeit Deutschlands von russischem Erdgas stellt sich die Frage, ob – ähnlich wie in den USA – Fracking auch bei uns zugelassen werden soll.

In den USA boomt Fracking: Man versucht „Mutter Erde“ jedes Quäntchen Gas abzupressen. Die Befürworter dieser Art von Erdgasgewinnung sehen meist nur den Vorteil, die Abhängigkeit ihres Staates von Erdgasimporten zu senken. US-Präsident Obama hat den Europäern auf dem EU-USA-Gipfel (26.03.2014) in Brüssel sogar empfohlen, sich auch durch Fracking unabhängiger von Energieimporten zu machen. Dieser eine Vorteil ist, kurzfristig gesehen, sicher unbestritten, aber was bedeutet Fracking, d.h. die Gewinnung von unkonventionellem Erdgas für unsere Umwelt? Welche Risiken ergeben sich daraus?

Fracking - Technik

Erdgas ist in Gesteinsschichten gespeichert. Je nach Art und Durchlässigkeit der „Speicherschichten“ erfolgt üblicherweise eine Einteilung in konventionelle und unkonventionelle Vorkommen. Eine konventionelle Erdgasförderung erfolgt z.B. aus porösen und durchgängigen Sandgesteinen, die unter undurchlässigen Schichten, z.B. Tongesteine liegen. Das Gas aus tieferen Schichten sammelt sich unter diesen Schichten und kann nicht weiter nach oben steigen. Eine Förderung ist nach Anbohren relativ einfach möglich.
Bei den unkonventionellen Vorkommen handelt es sich um gespeichertes Methangas in kaum durchlässigen Gesteinen. Das Umweltbundesamt untergliedert dabei unkonventionelle Lagerstätten in „Tight-Gas“-Vorkommen, Kohleflözgasvorkommen (Coalbed Methane oder CBM) und „Shale-Gas“-Vorkommen in Schieferschichten. 1

Das in den Poren fester Gesteine eingeschlossene Gas kann nur gefördert werden, wenn ihre Durchlässigkeit erhöht wird. Dies geschieht, indem über Bohrlöcher ein Cocktail von Wasser, Sand und Chemikalien in das Gestein der Lagerstätte gepresst wird und die Gesteine so mit hohem hydraulischem Druck aufgebrochen werden (Hydraulic Fracking). Anschließend kann das entweichende Gas über Bohrrohre an die Oberfläche gelangen und zur Nutzung weiterverarbeitet werden, .

Arbeitsschritte zur Gewinnung von unkonventionellem Erdgas (stark vereinfacht, siehe Bild)

  • Vorbereitung einer Bohrstelle
  • Vertikale und danach horizontal Bohrung
  • Aufbrechen des Gesteins z.B. in einer Schieferschicht durch Einpressen einer Flüssigkeit, sog. Frackfluide a)
  • Austritt von Rückflusswasser b), das sogenannte Flowback; ein Gemisch aus Spülungsflüssigkeit, Formationswasser und Fracking-Gas
  • Rückbau nach Erschöpfung der Förderstätte

a) Frackfluide enthalten u.a. Stützmittel (z.B. Quarzsand oder keramische Partikel) zum Offenhalten der Risse. Meist werden weitere Additive zugesetzt, u.a. zu dem Zweck, "den Transport des Stützmittels in die Risse zu gewährleisten, Ablagerungen, mikrobiologischen Bewuchs, die Bildung von Schwefelwasserstoff und ein Quellen der Tonminerale im Frack-Horizont zu verhindern, Korrosion zu vermeiden und die Fluidreibung bei hoher Pumpleistung zu minimieren". Ein Teil des Frackfluids verbleibt im Untergrund. 2

b) Mehrstufige Aufbereitung des Rückflusswassers notwendig, ggf. Entsorgung der Reste, zum Teil in Verpressbohrungen

Auswirkungen auf die Umwelt

Das Fracking stellt einen schwerwiegenden Eingriff in den Naturhaushalt dar, dessen Auswirkungen sich auch noch nach Jahrzehnten zeigen können. Nachfolgend werden nur einige der möglichen Folgen genannt.

Die Bohrung und das anschließende Einpressen von Substanzen zum Aufbrechen der Gesteine sind ein Eingriff in eine natürliche, über Jahrtausende gewachsene Struktur des Gesteins, mit der Gefahr von Bergschäden oder Erdbeben.

Eine weitere Gefahr für unsere Umwelt, besonders für das Grund- und Trinkwasser, stellen die z.T. als sehr giftig oder krebserzeugend eingestuften Substanzen der Frack-Flüssigkeit (Biozide, Petroleum, Säuren…) dar. Das Risiko der Kontamination des Grund- und Trinkwassers durch deren Lagerung (Flowback und Frackfluide), Einbringen und teilweises Verbleiben im Untergrund ist nicht auszuschließen. 2 Auch das Eindringen von Erdgas und anderen Verunreinigungen in grundwasserleitende Schichten ist möglich. Aus den USA wird z.B. berichtet, dass die Umweltbehörde EPA in Pavillion, Wyoming, nach Fracking-Prozessen, gesundheitsgefährdende Substanzen wie „Phenole, Petroleum, Diesel und thermogenes Methan“ im Grund- und Trinkwasser gefunden habe. 3 Die Presse berichtete auch über "brennendem Wasser" in Trinkbrunnen.
 
Bild: Fracking, schematische Darstellung
Quelle: Mikenorton, http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/e/ea/HydroFrac_de.svg
Fracking
 
Leider kann während des Fracking-Prozesses auch Lagerstättenwasser mit zum Teil radioaktivem Material freigesetzt und an die Oberfläche gefördert werden; ohne menschliche Eingriffe würde es im Untergrund verbleiben und keine Entsorgungsprobleme verursachen.

Zeitungsberichten zufolge fanden Forscher der Universität Innsbruck und der US-Weltraumbehörde NASA heraus, dass Fracking auch noch die Atmosphäre belaste. „Bei der Förderung, Aufbereitung und Verteilung von Schiefergas gelangen über zahllose Lecks klima- und gesundheitsschädliche Gase in die Atmosphäre", wird Armin Wisthaler vom Institut für Ionenphysik und Angewandte Physik der Universität Innsbruck zitiert. 4

Fracking gehört verboten

Die Konsequenz aus den negativen Erfahrungen und wissenschaftlichen Erkenntnissen über die Auswirkungen von Fracking auf den Boden, Grund- und Trinkwasser sowie die Atmosphäre wäre ein Verbot in Deutschland, so wie es z.B. in Frankreich seit 2011 besteht.

Trotz der bekannten Risiken wollte die Bundesregierung 2013 aber das Fracking in vielen Gebieten erlauben. Nur ein Verbot in Wasserschutzgebieten war vorgesehen. Daraufhin formierte sich ein breiter Widerstand in der Bevölkerung, unterstützt und organisiert von Umweltorganisationen wie Campact oder www.gegen-gasbohren.de, so dass dieses Vorhaben erstmal „auf Eis gelegt“ wurde. Im Sommer 2014 wurde wieder das Gerücht gestreut, die jetzige Bundesregierung wolle ein „Fracking-Gesetz“ verabschieden. Daraufhin formierte sich erneut Widerstand für ein Verbot von Fracking. Campact u.a. haben eine Unterschriftenaktion initiert; mehr als 500.000 haben den Appell bereits unterschrieben. 5

In einem bisher vom Bundeswirtschaftsministerium und Bundesumweltministerium veröffentlichtem Eckpunktepapier 6 ist von einem konsequenten Verbot leider keine Rede. Unter anderem soll „konventionelles Fracking“ von Tight Gas weiterhin möglich sein, sogar unter Einsatz schwach wassergefährdender Frack-Flüssigkeiten. Eine Zulassung für die Förderung von Gas aus Schiefer- oder Kohleflözen soll es nicht geben, dies gelte aber nur für Gesteine oberhalb von 3000 Metern „wissenschaftlich begleitete Erprobungsmaßnahmen“ sollen überdies möglich sein. Für 2021 ist eine Überprüfung dieser Regelung vorgesehen.

Ist Fracking für die Energiewende überhaupt notwendig?

Fracking ändert nichts an der Verbrennung fossiler Energieträger: Das fossile Energiezeitalter wird unnötig verlängert, der Klimawandel begünstigt und dies alles zusätzlich noch auf Kosten der Umwelt!

Eine einfache, umwelt- und klimaschonendere Lösung zur Bereitstellung von Energie ist der konsequente Ausbau der Erneuerbaren Energien, vor allem Wind- und Sonnenenergie mit Energiespeichern.


Quellen und weiterführende Informationen
(1) http://www.umweltbundesamt.de/presse/presseinformationen/fracking-jetzt-regulieren
(2) Fracking in unkonventionellen Erdgas-Lagerstätten in NRW http://www.umwelt.nrw.de/umwelt/wasser/trinkwasser/erdgas_fracking/
(3) http://www.unkonventionelle-gasfoerderung.de/author/jkrueger/page/4/
(4) http://www.wienerzeitung.at/themen_channel/wissen/klima/650067_Fracking-vergiftet-die-Atmosphaere.html
(5) https://www.campact.de/fracking/
(6) http://www.bmub.bund.de/themen/wasser-abfall-boden/binnengewaesser/fracking-regelung/