Vorstellung der Ergebnisse der SFV-Grobabschätzung "Bioenergie-Potential in Deutschland" auf dem 3. Forum Bioenergien, Forum: "Politik und Rahmenbedingungen"

Referentin: Susanne Jung, SFV

Ort: NH Hotel Berlin-Alexanderplatz, Landsberger Allee 26-32, 10249 Berlin

Veranstalter: Solarpraxis, Zinnowitzer Sr. 1, 10115 Berlin
Nähere Informationen unter http://www.solarpraxis.de

Termin: 6.-7.12.2007

Bioenergien werden in einem künftigen Mix aus Erneuerbaren Energien einen unverzichtbaren, jedoch keinen wesentlichen Anteil einnehmen.

Als Ergebnis unserer Betrachtungen kann festgestellt werden, dass die auf höchstens 2,5 Millionen Hektar angebauten Energiepflanzen einen Energieertrag von ca. 60 Mio MWh erzielen können. Dies entspricht ca. 24 MWh/ha (2,4 kWh/m²). Die Energiepflanzen kommen nach Weiterverarbeitung als feste, flüssige und gasförmige Brennstoffe zum Einsatz. Festen Brennstoffen wurde dabei ein Flächenanteil von ca. 10 %, flüssigen Brennstoffen von ca. 60 % und Biogas von ca. 30 % zugeordnet. Als Energiepflanzen wurden Miscanthus, schnellwachsende Hölzer, Raps, Sonnenblumen, Leindotter, Mais, verschiedene Gräser, Getreide, Kartoffeln und Rüben angebaut.
Die energetische Verwertung von Rest- und Abfallstoffen kann einen zusätzlichen Energieertrag von 86 Mio MWh erbringen. Dabei wurde auf die energetische Verwendung von Ernteresten wie Rübenblatt, Kartoffelkraut oder Stroh weitestgehend verzichtet, um Nährstoffkreisläufe auf dem Feld schließen zu können.
Somit kann festgestellt werden, dass Bioenergien unter der Annahme einer umfassenden ökologischen Bewirtschaftung und einem tendenziellen Ertragsrückgang durch klimatische Veränderungen insgesamt nur einen Beitrag von ca. 146 Mio MWh leisten können. Bei einer Vollversorgung mit Erneuerbaren Energien und einem gleichbleibenden Endenergiebedarf von derzeit 2.580 Mio MWh/a würden Bioenergien in Deutschland nur mit lediglich 6 % zu Buche schlagen können.
Wir schlussfolgern daraus, dass Bioenergien - entgegen der oft geäußerten Annahme - keineswegs zur Grundlastabsicherung genutzt werden können. Wenn man auf Importe weitestgehend verzichten möchte, können Kraftwerke nicht dauerhaft mit den nur begrenzt vorhandenen Biobrennstoffen befeuert werden. Diese Aussage hätte auch dann Bestand, wenn auf Ökolandbau verzichtet und die Energieerträge im Energiepflanzenanbau dadurch mindestens um 20 % erhöht werden würden.
Ebenso ist fraglich, ob Bioenergien in einem Mix aus 100 % Erneuerbaren die Angebotsschwankungen der Wind- und Sonnenenergie vollständig ausgleichen können. Trotzdem sollte ihre Funktion als Energiespeicher nicht vernachlässigt werden. Denkbar wäre zudem, dass Bioenergien einen Teil des Kraftstoff-Bedarfs - vor allem im Flugverkehr - abdecken können.
Da sowohl der ökologisch nachhaltige Energiepflanzenanbau als auch die Nutzung von Rest- und Abfallstoffen beim Erhalt unsere Ökosysteme einen wesentlichen Stellenwert einnehmen, sollte auf die Nutzung von Bioenergien auf gar keinen Fall verzichtet werden.