Die Folgen unseres unverantwortlichen Umganges mit den konventionellen Energien lassen sich bereits erahnen: An den Zapfsäulen, deren steigende Preise das Versiegen des Erdöls dokumentieren - In den Niederungen Birmas, wo die Leichen unter den Trümmern ihrer Häuser verwesen - An den Rändern der Wüsten, die sich immer schneller ausbreiten - In den Weiten Alaskas, wo aus dem tauenden Permafrost klimaschädliche Methangase zum Himmel aufsteigen - Sogar auf unseren Ackerböden, die abnehmende Erträge bringen. Sind das bereits die Vorboten des Klimawandels?

Seit Menschengedenken hat es keine schlimmere Gefährdung der menschlichen Zivilisation und keinen brutaleren Angriff auf das Überleben von Tausenden von Tier- und Pflanzenarten gegeben als durch die gedankenlos fortgesetzte Nutzung von fossilen und atomaren Energien.

Und da wollen uns nun die tonangebenden Politiker glauben machen, wir brauchten uns für die Einführung der Erneuerbaren Energien noch weniger anzustrengen als bisher; wir könnten fast umsonst davonkommen. Ganz einfach! Weitermachen wie bisher und den (angeblich) überförderten Erneuerbaren Energien den Geldhahn zudrehen.

Den Erneuerbaren Energien den Geldhahn zudrehen

Den Erneuerbaren Energien den Geldhahn zudrehen - ein Vorschlag der Stromwirtschaft, den besonders das dem RWE verbundene RWI seit Monaten mit viel Eifer in die Öffentlichkeit trägt. Um diesen Vorschlag geht es speziell in diesen Tagen, in denen das Erneuerbare-Energien-Gesetz novelliert werden soll. Die tonangebenden Politiker der Regierungskoalition streiten sich allenfalls noch darum, wie stark die Einspeisevergütung abgesenkt werden soll. Und sie berufen sich fast alle auf "Forderungen aus der Solarbranche", denn da gibt es eine Solarzeitschrift, die diesem Vorschlag des RWI, der der Solarenergie das Genick brechen soll, sogar noch etwas Gutes abgewinnt. Sie überrascht ihre Leser mit folgender konfusen Überlegung: Man brauche nur die Einspeisevergütung für Solarstrom zu reduzieren, dann müssten die Hersteller auf ihre hohen Gewinne verzichten, dann würden die Solarmodule endlich billiger, und dann käme es endlich - für weniger Geld als bisher - zum heißersehnten Solarboom. Aufmerksamkeit erregt diese unsinnige Aussage nur deshalb, weil sie von einem Angehörigen der Solarbranche stammt, gegen die sich der Vorschlag des RWI richtet, etwa so, als würde eine Leitkuh darum bitten, die Herde doch möglichst bald ins Schlachthaus zu treiben.

Warum gehen Politiker auf die Vorschläge der Energiewirtschaft ein?

Viele Politiker nehmen diese Steilvorlage gerne auf, denn wenn sogar angebliche Wirtschaftsfachleute aus der Solarbranche die vom RWI vorgeschlagene Senkung der Einspeisevergütung für eine gute Sache halten, dann kann der RWI-Vorschlag ja nicht so abwegig sein. Kaum einer kann sich vorstellen, dass eine Branchenzeitschrift einen Rat geben könnte, der der Branche ernsthaft schadet.

Merkwürdig eigentlich, diese Reaktion der Politiker! Warum werden sie nicht misstrauisch, wenn unterstellt wird, die Solarwirtschaft würde für WENIGER Geld plötzlich MEHR leisten - immerhin eine Zumutung, die in der freien Wirtschaft ansonsten unüblich ist. Warum glauben sie der Zeitschrift, warum glauben sie den Studien, auf die sich der Bundesumweltminister und der Wirtschaftsminister berufen, anstatt sie kritisch zu hinterfragen?

Die Überzeugungskraft dieser Studien ist eigentlich auch recht dürftig, denn sie beruhen auf Dutzenden von willkürlichen Annahmen. So weiß z.B. keine dieser Studie korrekt anzugeben, wieviele Solaranlagen überhaupt in den vergangenen zwei Jahren in Deutschland tatsächlich gebaut wurden. Oder die BMU-Leitstudie 2007 sieht einen zukünftigen Auftragsrückgang von 40 Prozent für PV-Installationen in Deutschland vor, was für eine Leitstudie des BMU genau genommen ein Skandal ist.
Das Schlimmste aber, diese Studien blenden das rasende Fortschreiten des Klimawandels und den immer schneller ansteigenden Preis konventioneller Energien weitgehend aus. Und damit wären wir wieder beim Anfang unserer Überlegungen. Die Wirklichkeit holt uns ein, und sie ist ganz anders als die Studien es behaupten.

Warum also lassen sich so viele Politiker - glücklicherweise nicht alle - von der unsinnigen Idee überzeugen, man müsse die Einspeisevergütungen reduzieren?

Da sind einerseits diejenigen, die im Nebenberuf Geld bei der Energiewirtschaft verdienen oder dort auf einen zukünftigen lukrativen Posten hoffen und deshalb die Interessen eben dieser Energiewirtschaft ohne Skrupel vertreten. Ihnen gegenüber dürfte jeder Appell sinnlos sein.

Dann gibt es aber auch diejenigen, die zwar den Nutzen der Erneuerbaren Energien durchaus sehen, die aber Probleme damit haben, wie sie ihren Wählern erklären sollen, dass man bei einigen Herstellern von Solarzellen viel Geld verdient, und warum bei ohnehin steigenden Energiepreisen vom kleinen Mann nun trotzdem noch finanzielle Opfer zum Aufbau der Erneuerbaren Energien gebracht werden sollen.

Und nun die politische Entscheidung:

Die Atmosphäre ist durch eine monatelange Neid- und Desinformationskampagne aufgeheizt und vergiftet. Deshalb gehört eine gute Portion Durchsetzungsfähigkeit und Mut dazu, den Wählern zu erklären, was jetzt notwendig ist:

1. Warum die Solarhersteller Gewinne machen dürfen und sogar sollen
Zur Umstellung des Energieversorgungssystems auf Erneuerbare Energien muss ein völlig neues Energiesystem aufgebaut werden. Dazu ist sehr viel Kapital erforderlich. Woher soll es kommen? Kapitalgeber folgen nicht den Appellen zur Vernunft, sondern in der Regel legen sie ihr Geld dort an, wo der größte Gewinn winkt. Wenn ihnen die Gewinne beschnitten werden, ziehen sie ihr Kapital ab und ohne weitere Kapitalzufuhr gerät dann der weitere Ausbau der Erneuerbaren Energien ins Stocken.

2. Wie man den Preisanstieg bei den konventionellen Energien dämpfen kann
Je länger wir uns auf die versiegenden konventionellen Energien stützen, desto knapper werden sie und desto weiter steigt ihr Preis. Nur ein vollständiger Umstieg auf Erneuerbare Energien kann Ersatz für Erdöl, Gas, Kohle und Uran schaffen. Und je energischer wir den Umstieg in Angriff nehmen, umso eher können wir uns von den immer teurer werdenden konventionellen Energien trennen. Die Förderung der Erneuerbaren Energien zu verringern, um den Energiepreisanstieg zu dämpfen, verlängert nur die Umstellungszeit und macht das Problem noch schlimmer. Sie ist so unsinnig, wie das Zögern, bei Zahnschmerzen den Zahnarzt aufzusuchen. Je länger man wartet, desto schlimmer werden die Schmerzen!

3. Warum der Klimawandel energischer bekämpft werden muss
Die Klimakatastrophe wird die Grundlagen der Zivilisation zerstören, wenn wir uns nicht zur Wehr setzen. Wir haben schon viel zu lange gezögert. Wir haben seit Jahrzehnten die Chance vertrödelt, durch einen entschlossenen Umstieg den Übergang in das Zeitalter der Erneuerbaren Energien zu schaffen. Ungeschoren wird die Welt nun nicht mehr davonkommen. Doch Verluste und Opfer werden umso schlimmer werden, je länger wir untätig bleiben.

Kann man all dieses der Bevölkerung sagen, ohne dafür sofort abgewählt zu werden? Gibt es dafür Beispiele?

Ja, die gibt es:
Churchill hat zu Beginn des zweiten Weltkrieges seine Landsleute mit den Worten aufgerüttelt, er könne ihnen nur Blut, Schweiß und Tränen versprechen. Er wurde damals nicht etwa abgewählt, sondern die Bevölkerung ist ihm entschlossen beim Kampf gegen die Nazidiktatur gefolgt.

Wir brauchen auch heute Politiker mit Überzeugungskraft, die es wagen, die Notwendigkeiten klar beim Namen zu nennen. Wir brauchen einen entschlossenen Umstieg auf 100% Erneuerbare Energien!


Lesen Sie dazu bitte auch Das technisch Machbare muss auch politisch gewollt werden